Syd Barrett (* 06.01.1946, † 07.07.2006), bürgerlich Roger Keith Barrett, kam bei der Band, die er mitbegründete und maßgeblich formte, 1975 nochmal zu Ehren, als sie ihm die beiden Tracks "Wish You Were Here" und "Shine On You Crazy Diamond" widmeten. 1968 trennte man sich, da Syd wegen seiner Drogenprobleme immer unzuverlässiger wurde und schließlich in David Gilmour einen Nachfolger fand. Er war der 'Crazy Diamond' - auf der einen Seite ein genialer Kopf mit außerordentlichen Songwriter-Qualitäten, aber wie das oft so ist, auf der anderen Seite auch verquer, chaotisch und teamunkompatibel. Seine Drogenausflüge und die spätere Erkrankung an Diabetes machten alles noch schlimmer und führten letzendlich zu seinem relativ frühen Tode, dessen Ursache, laut Presse, jedoch ein Krebsleiden war.
Mick Rock, seines Zeichens wohl unbestritten einer der bedeutendsten Rockfotografen, war mit Syd befreundet, obwohl sie sich 33 Jahre lang nicht mehr gesehen hatten, »in meinem Herzen immer noch mein Freund«, was auf Gegenseitigkeit beruhte. So zu lesen im Vorwort zu dem wunderschönen Bildband. Syd signierte über 300 der damaligen limitieren Bildband-Auflage - mit seinem Nachnamen, so Mick, da »'Syd' eine Person war, mit der er bereits Anfang der siebziger Jahre abgeschlossen hatte«. Der Leser erfährt vieles über die 'beiden Barretts' Syd und Roger: Ein und dieselbe physische Person zwar, aber doch so verschieden. Mick ist sicher einer der Wenigen, der den 'Crazy Diamond' auch unter seiner Oberfläche kannte, der von seinem Lachen schwärmt und dieses in einigen Bildern auch festgehalten hat. Und er schließt sein Vorwort wie folgt:
»Shine on, you beautiful diamond ...
In Deinem Lachen lebst du weiter.«
Die meisten der Fotos in diesem Buch sind in schwarz/weiß gehalten, was auch gut ist, denn kein Farbfoto dieser Welt kann Stimmungen und Eindrücke so perfekt vermitteln und zum Ausdruck bringen, wie diese Reduzierung auf das Wesentliche. Nichts, was dem Auge schmeichelt bzw. vom eigentlichen Motiv ablenkt. Und das eigentliche Motiv ist nur primär das Abbild des Menschen Barrett, sondern der Ausdruck in seinen Blicken, das wohin er schaut und wie er schaut. So wie man zwischen den Zeilen lesen kann, ist es auch möglich, zwischen den Bildpunkten zu sehen. Jedenfalls, wenn der Fotograf sein Handwerk versteht und den Auslöser nicht technisch, sondern bewusst bedient.
So bekommen wir zum Beispiel Syds Pontiac Parisienne-Cabrio, welches in auffälligem Pink lackiert war, nur in schwarz/weiß zu sehen. Die Bilder zeigen den Musiker in allen möglichen Einstellungen rund um das Auto. Mal fehlt ein Rad, dann sind Abschleppdrohungen der Polizei hinter den Scheibenwischern zu sehen und mal ehrlich: Wäre das in Farbe zu sehen, würde es bestenfalls ein Grinsen entlocken. So aber kann man sich in die Szene hinein versetzen und steht quasi selbst in Earls Court neben dem Wagen. Diesen hatte er, so erfahren wir, von Mickey Finn ( T. Rex) bekommen, bzw. gegen seinen Mini eingetauscht. Allerdings stand der Wagen nur auf der Straße herum, da ihn Syd nicht fahren konnte.
Es gibt Fotos aus Syds Wohnung und mit seiner Freundin Iggy. Die Wohnung am Earls Court teilte sich Syd mit Duggie Fields und seinen beiden Katzen Pink und Floyd. Mick erzählt, dass Syd seine Dielen abwechselnd orange und türkis gestrichen hatte. Natürlich hat er den Boden vorher nicht gefegt und so lag allerhand Staub und Kippen herum, über die er drüber und ums Bett herum strich. Diese bunten Dielen kennen wir von seiner ersten Soloscheibe "The Madcap Laughs". Diese Fotos sind in Farbe und selbst seine nackte Freundin im Hintergrund schafft es kaum, den Blick vom Zimmer und Syds Gesichtsausdrücken zu nehmen. Nie war der Unterschied zwischen Knipsen und Fotografieren drastischer zu sehen.
"Syd Barrett - Der 'Crazy Diamond' von Pink Floyd" ist wohl sicher in erster Linie ein Bildband, aber es gibt auch reichlich zu lesen und man erfährt viel über das Genie und den Menschen Syd. Man merkt, dass Mick ihn mochte und ganz nah dran war. Aber er beschönigt nichts und will auch den alten Freund posthum nicht anders erscheinen lassen, als der tatsächlich war. So schreibt er schon auch über Müll und Dreck, über LSD und Mandrax ...
Mick beschreibt die besondere Art des Umgangs miteinander als positiv, was vielleicht daran gelegen haben könnte, dass er selbst nichts mit Pink Floyd zu tun hatte, sie nicht zusammen aufgewachsen waren und so die Freundschaft keinem Druck ausgesetzt war.
Im Buch sind auch Fotos, die Mick Rock zeigen und ratet mal, wer der Fotograf war?
Genau! Roger Keith Barrett, der 'Crazy Diamond', genannt Syd.
Lassen wir Syd das letzte Wort:
»Wahrscheinlich ist es nicht leicht,
über mich zu reden.
In meinem Kopf gehen
ungewöhnliche Dinge vor.
Und ich bin sowieso nicht so,
wie ihr denkt.«
Mick Rock hat es geschafft nicht nur über Syd Barrett zu reden, sondern ihn für die Nachwelt in tollen Kunstwerken auf Papier zu bannen.
Shine on ...
Externe Links:
|